30/06/2022 0 Kommentare
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In der westaustralischen Stadt Perth findet sich wie in jeder gut sortierten Fussgängerzone eine Nespresso-Boutique. Das Schaufenster wirkt von Weitem wie das eines Juweliergeschäfts. Drinnen dominiert das „Gemälde“ aus bunten Kaffeekapseln eines hippen Aborigine-Künstlers die edel ausstaffierten Kundenräume. Hinter den „Kundenschaltern“ strahlen „Hostessen“ in airlinemässigen Uniformen um die Wette und über die Flachbildschirme flirtet George Clooney in italienischen Schwarzweiss-Clips mit den Kundinnen. Nebst den adrett aufgereihten Kapselschachteln in allerlei Farben gibt es auch ein Gestell mit schicken Kaffeemaschinen.
„Entschuldigung“, fragt Bärtschi eine der Hostessen, „was ist denn da in dem Koffer drin?“
„Das ist unsere Neueste. Eine Reisekaffeemaschine.“
„Aha. Und wozu brauche ich die?“
„Unsere anspruchsvolle Kundschaft legt Wert darauf, in jeder Lebenslage mit dem passenden Kaffee versorgt zu sein. Im Wohnmobil, auf der Motelterrasse, im Outback, beim Picknick, am Strand ...“
„Im Flugzeug?“, unterbricht Bärtschi die humorfreie Verkäuferin.
„Natürlich, auch da. Hier haben wir das Modell Rollkofferairpresso, beim Starten und Landen einfach in den Flugmodus umschalten, damit wir den Piloten nicht verärgern“, erklärt sie ernsthaft, bevor sie doch noch kurz kichert.
www.thomas-braendle.ch
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